Drei Finger neben dem Tod. Kadir Bülbüls vierter Fall (German Edition) by Fu Louise & Deniz Asmin

Drei Finger neben dem Tod. Kadir Bülbüls vierter Fall (German Edition) by Fu Louise & Deniz Asmin

Autor:Fu, Louise & Deniz, Asmin [Deniz, Asmin]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-02-17T16:00:00+00:00


Kapitel 9

- Bruchstücke -

»Wie weit war Herr Schneegesicht von Frau Tiedemann entfernt?« fragte Herbert Schmalfuß, während er den Inhalt des zweiten Rucksacks auf dem Bett ausschüttete. Socken, Jeans, zwei Fleecepullover, Unterhemden, ein schmutziges Handtuch, eine Plastiktüte. Kadir nahm die Plastiktüte, zog das Gummiband ab, das um die Griffe geschlungen war, und stülpte die Tüte um. Rasierschaum, ein Kamm, Haarwasser, Seife, alles türkische Produkte.

»So etwa zwanzig Meter schätzt sie. Naja, und dann der Regen. Der Schock, dass da plötzlich ein Typ im Wald auftaucht…« Kadir verstummte. Er nahm einen der Fleecepullover zur Hand und zog vorsichtig den Reißverschluss der Brusttasche auf.

»Sie hat gesehen, dass er den Kopf nach links und rechts bewegt hat, dann hat er sie bemerkt. Er hat sie gesehen. Wie kann Frau Tiedemann dann behaupten, er hätte keine Augen gehabt?«

»Sie hat doch nur ihren Eindruck geschildert. Vielleicht hatte er ja wirklich eine weiße Skimütze auf, kann doch sein. Auch wenn das etwas ungewöhnlich wäre.«

»Nichts, gar nichts«, konstatierte Schmalfuß mit einem unzufriedenen Grunzen. »Keine Brieftaschen, keine Geldbeutel, keine Ausweise, keine Handys, keine Schlüssel. Nur Allerweltsklamotten und das Nötigste an Toilettenartikeln.«

»Handys, Schlüssel und Brieftaschen«, wiederholte Kadir und sah sich um. »Wenn ich diese Dinge nicht in meiner Jacke trage, wo tue ich sie hin? Vielleicht dort auf die Kommode?«

»Doch höchstens vor dem Schlafengehen. Solange trage ich diese Dinge bei mir, nicht wahr?«

»Die Leiche hat nichts bei sich, allerdings trägt er auch nur einen Pullover, aber auch in den Hosentaschen war nix. Ob der Mörder seine Jacke kurzerhand mitgenommen hat? Er hat einen Rucksack mitgenommen, das heißt er war, obwohl er es vermutlich eilig hatte, kaltblütig genug, um hier so gründlich aufzuräumen, dass wir keinerlei Hinweise auf die Identität der Drei finden.«

»Ein Marmeladenmann, ein Milchmann und X«, fasste Schmalfuß zusammen. »Das klingt wie der Titel eines Kinderbuchs.«

Die Sonne schaffte sich Platz zwischen den immer noch dichten grauen Wolken und schickte ein paar zaghafte Strahlen in das Zimmer. Schmalfuß drehte sich um und sah aus dem Fenster.

»Die Sonne wird bald hinter den Bergen dort drüben verschwinden. Wir müssen uns beeilen.«

Kadir zog den Gürtel aus einer Jeans und drehte ihn um.

»Sehen Sie mal, Schmalfuß! Sowas hat Onkel Yusuf früher immer getragen als er noch in ständiger Sorge war, dass man ihm sein Geld klauen könnte. Jetzt trägt er die Scheine lose in der Hosentasche und wundert sich, dass sie verschwunden sind, wenn er von seinen ausgedehnten Fototrips zurückkommt. Aber er wundert sich nur, ärgerlich wird er nie. Das würde nur geschehen, wenn man ihm seine Polaroidsammlung seltener Rindenarten und Sandgebilde klauen würde. Da käme er als Plage über Dereköy und würde wüten und krakeelen, bis der Dieb sich kleinlaut freiwillig stellte.«

»Na, sehr viele Scheine passen aber in diesen Geldgürtel nicht hinein«, meinte Schmalfuß und sah Kadir dabei zu, wie er den Reißverschluss mit spitzen Fingern nach unten zog.

»Wenn jemals der Tag kommen sollte, an dem es eine Spurensicherung bis in dieses gottverlassene Geisterdorf schaffen sollte, lieber Kadir, werden Sie uns meucheln. Und dies zu Recht.«

»Ich kann’s nicht ändern. Milchmann und Marmeladenmann und X – diese Pseudonyme sind mir zu wenig.



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